Institut für Wertschätzung
Mit einer Aktionswoche unterbrachen wir den gewohnten Alltag auf der Unteren Bahnhofstraße in Germering. Ausgehend von einer temporären Raumforschungsstation haben wir gemeinsam mit den Germeringer*innen den Straßenraum neu wertgeschätzt.
von Kollektiv Raumstation
Projektbeschreibung: Institut für Wertschätzung
Die Untere Bahnhofstraße ist das Zentrum Germerings und mit ihrem breiten Angebot an Geschäften als Einkaufsstraße fest verankert. Bisher ist der nutzbare und qualitativ hochwertige öffentliche Raum dort sehr begrenzt und wird größtenteils von fahrenden wie parkenden Autos eingenommen. So scheint die Straße ihr Potenzial als Treffpunkt und Aufenthaltsort in Germerings Stadtmitte aktuell noch nicht auszuschöpfen.
Hier setzten wir mit einer Aktionswoche vom 9.–14. Mai 2022 im Abschnitt von der S-Bahn-Unterführung bis zum Kleinen Stachus an. Das Projekt stand unter dem Titel „Institut für Wertschätzung“: In diesem mehrdeutigen Namen steckt das Einschätzen und Bewerten – Ziel war einerseits eine Analyse der Unteren Bahnhofstraße aus der Perspektive seiner vielfältigen Nutzer*innen. Andererseits steckt im Titel, dem öffentlichen Raum eine neue Wertschätzung zukommen zu lassen. Außerdem wollten wir für die Potenziale sensibilisieren: Welchen Wert könnten der Straßenraum, die Parkplätze oder die Gehsteige noch haben? Unser Anliegen war es, durch ein intensives Programm und ein auffälliges Erscheinungsbild Impulse zu setzen, die auch über die Aktionswoche hinaus ein nachhaltiges Engagement unterschiedlicher Akteur*innen in Gang bringen würden. Deshalb war es uns wichtig, etwas Greifbares zu hinterlassen – und damit zu zeigen, wie Veränderung beginnen kann.
Dies geschah draußen am Ort des Geschehens: Mit unserer „Raumforschungsstation“ durften wir in der Unteren Bahnhofsstraße auf den Parkplätzen vor niki Augenoptik und dem Radl-Markt andocken. Im Gegensatz zu „klassischen“ Partizipationsveranstaltungen konnten wir so die Germeringer*innen in ihrem Alltag abholen und diejenigen niederschwellig erreichen, die die Untere Bahnhofstraße tagtäglich nutzen. Wir luden die Passant*innen ein, anhand kreativer Forschungsapparate den Straßenraum zu erkunden und neu wahrzunehmen.Temporäres Stadtmobiliar lud zum Verweilen ein. Mit Workshops banden wir darüber hinaus gezielt spezifische Zielgruppen wie zum Beispiel Kinder, Senior*innen oder die Gewerbetreibenden ein.
In der Folge wurde direkt ein Parkplatz zugunsten von Radständern, Bänken und Blumenbeeten umgenutzt, für die das anliegende Geschäft niki Augenoptik die Patenschaft übernommen hat. Baumscheiben vor der Buchhandlung LeseZeichen und eine Mauer wurden begrünt, mehr Begrünung und eine weitere Bank sind geplant. Der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss sprach sich einstimmig für die Prüfung einer Temporeduktion und die Errichtung weiterer Radabstellanlagen aus. Eine weitergehende bauliche Umgestaltung ist in Vorbereitung. Unsere Empfehlungen dafür finden sich im Abschlussbericht.