Wenn Lichtinszenierungen nach Aufmerksamkeit heischen, gibt es auch Ecken, die unbeachtet im Schatten liegen. Orte und Plätze, die nicht im Scheinwerferlicht der Marketingstrategien stehen, die aber ebenso ihren Platz in der Stadt brauchen. Um auf diese Orte und ihre Bedeutung aufmerksam zu machen, landete die Raumstation zum diesjährigen Genius Loci Lab auf dem Zeughof.
Der Zeughof ist ein Kleinod im Zentrum Weimars, das sich hinter der Coudrayschen Wagenremise (ehem. Bauhausmuseum, heute Haus der Weimarer Republik) verbirgt und so manchen Blick entgehen dürfte. Abseits der lokalen Aufmerksamkeitsökonomie besitzt der kleine Platz doch große Bedeutung für das soziale Leben der Weimarer*innen – ob als Spielplatz oder sozialer Treffpunkt – und dem wohlwollenden Besucher offenbaren sich hier ungeahnte Aufenthaltsqualität, nicht ausgeschöpfte Potentiale und spannende Spuren des städtischen Lebens.
Auf diese besonderen Qualitäten hinzuweisen und diesen Stadtschatz noch einmal ans Licht zu bringen und vielleicht letztmalig zu betrachten, war die Absicht des Beitrags der Raumstation Weimar. Denn mit dem bevorstehenden Umbau des Zeughauses zum „Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie“ steht auch dem Zeughof eine gravierende Umgestaltung und vielleicht der Verlust seines Charakters und seiner besonderen Atmosphäre bevor.
Inszenierung eines versteckten Platzes
Gezielt wurden Bäume und Sträucher ausgeleuchtet, um ihren stark raumbildenden
Charakter zu unterstreichen. Mit kleineren Leuchtelementen wie Lichterketten, Kerzen
und Spots wurden zudem Inseln der Gemütlichkeit kreiert, an denen Sitzgelegenheiten
zum Verweilen einluden. Somit wurde für die Gäste des Genius Loci ein Rückzugsraum im
allgemeinen Eventtrubel geschaffen und die Qualitäten, welche der Platz tagsüber besitzt,
in die Nacht transportiert. Ein Raum, der nachts kaum seine Qualität als Rückzugsraum im
städtischen Gefüge entfalten kann, wurde zu nächtlichem Leben erweckt.
Die Klettergerüstgalerie
In der Mitte des Zeughofspielplatzes befindet sich eine Kletterkonstruktion, bestehend aus vielen Ebenen, die von ihren Nutzern auch als Möglichkeit sich auszudrücken und mitzuteilen genutzt werden. Auf den massiven Holzelementen haben sich über die Jahre unzählbare Sätze und Bilder angesammelt. Das Durcheinander aus Zeichnungen und Texten, das von manchem Betrachter schnell als Schmierereien abgetan und übersehen wird, entpuppt sich beim näheren Hinsehen jedoch als Sammlung wahrer Schätze voller Poesie und Witz. Es finden sich Dialoge, die wahre Dramen der Leidenschaft und Spiegel unserer Gesellschaft sind. In der Klettergerüstgalerie wurden einige dieser Werke ausgewählt, mit Titelvorschlägen und Interpretation versehen und durch punktuelle Beleuchtung für die Besucher*innen hervorgehoben.