Umgeben von rauschenden Strömen und malerischen Parkbuchten ist das Verkehrsinsel-Resort an der Operngasse eine wahre Wohlfühl-Oase. Genießen Sie rote Ampelphasen und grüne Schilflandschaft, städtische Silhouetten und romantisches Fassadenglühen. Für unsere wanderlustigen Gäste bieten wir mit viel Sorgfalt und Liebe ausgewählte Führungen und Routen zur Inselerkundung an.
Mit dem Verkehrsinsel-Resort Wien an der Operngasse hat das Kollektiv Raumstation vom 16.-17. Dezember 2017 und am 6. Mai 2018 performativ dazu angeregt, städtischen Inselraum anders wahrzunehmen und alternative Nutzungsmöglichkeiten zu denken.
Das Verkehrsinsel-Resort an der Operngasse und die Insel im Kontext unterschiedlichster Funktionen am Karlsplatz
Aus allen Himmelsrichtungen treffen Menschen und U-Bahnlinien im Tunnelsystem unter dem Karlsplatz aufeinander. Fußgänger*innenströme treiben durch die Gänge, während über der Erde, inmitten der rauschenden Wellen des KFZ-Verkehrs, fast friedlich, ein beinahe vergessenes, kaum frequentiertes Reststück der autogerechten Planung der Nachkriegsmoderne ruht: eine (Verkehrs-)Insel mit den Erholungsräumen Esperantopark und Girardipark.
Am südwestlichen Rande des Karlsplatzes liegend, ist sie umgeben von historisch bedeutsamen Gebäuden und mehrspurigen Straßen. Auch hier definiert Funktionstrennung den Raum: bis zu fünf Verkehrsflüsse bilden einen Knotenpunkt und zerschneiden den Karlsplatz.
Das Verkehrsinsel-Resort als Ort der Erholung
Die Verkehrsinsel kann mehr als ein bloßer Zwischen- und Transitraum mehrspuriger Straßen sein. Mit Hotelpaginnen, Anglern, Gärtnern, Taucherin und Resortleiter; mit einer Rezeption, einer Holzofen-Sauna und Liegestühlen zum Entspannen, einer Audio-Walk-Tour und verschiedenen Führungen über die Insel wird für ein Wochenende ein Raum des Verweilens, Entschleunigens und Aneignens geschaffen. Die Geräuschkulisse tritt in den Hintergrund, die Verkehrsinsel wird zum Resort, einem Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Pause zu machen, Erholung von der Stadt mitten in der Stadt – im stark verdichteten Verkehrsraum – zu finden. Die Aktion “Verkehrsinsel-Resort” funktioniert dabei auf zwei Ebenen.
Spielraum zwischen Realität und Fiktion
Passant*innen und Gäste des Resorts sind eingeladen, die Insel als städtischen, aber wenig frequentierten Raum zu entdecken, aktiv und experimentell zu erkunden und einzufordern. Sie erleben einen Spielraum zwischen Realität des Restproduktes Verkehrsinsel und der Fiktion, des Gegenorts Insel. Die Transformation des alltäglichen Raums macht seinen gewohnten Status als Verkehrsinsel sowohl sicht- als auch verhandelbar und äußert eine Kritik an der immer noch dominanten autogerechten Stadtplanung. Die veränderte Blickweise auf den Raum kann zu einem Gedankenspaziergang anregen: über Stadtraum, der durch seine jeweilige Funktion geprägt ist, hin zu öffentlichem Raum, der durch die Menschen in der Stadt aktiv selbst gestaltet wird.
Gemeinsame Raumproduktion
Das Resort zeigt einen anderen Modus der Raumproduktion auf. Neben funktionalistischer, top-down-orientierter Planung entsteht das Resort aus einer informellen Raumpraxis und ist offen für Aneignung und Umdeutung durch alle Passant*innen, Gäste und Resortmitarbeiter*innen. Hier findet eine gemeinsame Raumproduktion statt. Das Resort gibt die Möglichkeit, den Raum anders zu sehen und zu denken, aber auch, in diesem Rahmen selbst zu agieren.
Dabei sieht die Raumstation sich nicht in der Rolle einer Problemlöserin, sondern einer Impulsgeberin, die den öffentlichen Raum für Brüche sowie Träume und Visionen öffnet. Im konkreten Fall gibt sie einen Rahmen und lädt ein, das Narrativ der Insel zu erleben und performativ zu bespielen.
Die Aktion wirft auch Fragen der Teilhabe und Wertschätzung auf: Wie kann Genießen von Landschaft und Raum im eigenen Stadtraum aussehen? Wie kann auch durch kleinere Interventionen mit geringem Aufwand Stadtraum mitgestaltet und – wenn auch nur kurzzeitig – die Aufenthaltsqualität verändert werden, sodass Erholung im Hier und Jetzt gefunden werden kann?
Ausgehend von einer niedrigschwelligen Intervention wirft die Aktion grundsätzliche Fragen auf: Wie soll mit Stadtraum umgegangen werden? Welche Bedürfnisse werden in städtischen Aushandlungsprozessen und der Stadtgestaltung priorisiert? Wer hat in der Vergangenheit Stadtraum geplant und gestaltet, wer macht es heute und für wen? Für welche Gruppen ist der Stadtraum tatsächlich nutzbar?
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Operngassenforschungslabor
Das Operngassenforschungslabor, von Simone Schwaiger im Rahmen ihrer Architektur-Diplomarbeit an der TU Wien ausgerufen, möchte die Operngasse als Ort statt als Durchzugsraum erkunden: “Die Operngasse will rückerobert werden vom Primat des Automobils und der reinen Verkehrsfunktion”. Die Raumstation war eingeladen, mit einer Aktion dazu beizutragen – und initiierte das Verkehrsinsel-Resort Wien.
Verkehrsinsel-Resort Dezember 2017
Das Resort-Team: Christopher Bindig, Elisabeth Gutzweiler, Felix Becker, Gunnar Grandel, Hannah Niemand, Isabel Apel, Leonard Suttner, Marie Hauck, Nija-Maria Linke, Paul Achatz, Silvan
Vielen herzlichen Dank an Simone Schwaiger, Peter Fattinger, Annelies Larcher (Grätzloase), Alex und David Grüner (gruener.li), Joanna Zabielska, Die Labile Botschaft, Lisa Reimitz-Wachberger (stadtform), MA44-Bäder, Nele Breer, Simon Wöckl, Sonja Krapfenbauer, den Subchor und natürlich an alle Gäste des Resorts!
Fotos: Nija-Maria Linke und Christopher Bindig
Verkehrsinsel-Resort Mai 2018
Das Resort-Team: Christopher Bindig, Elisabeth Gutzweiler, Felix Becker, Gunnar Grandel, Hannah Niemand, Isabel Apel, Leonard Suttner, Marie Hauck, Nine Helm, Paul Achatz, Silvan
Vielen herzlichen Dank an Simone Schwaiger, Peter Fattinger, Annelies Larcher von der Grätzloase, Jane’s Walk Vienna, Die Labile Botschaft, Dagmar Kasper und natürlich an alle Gäste des Resorts!
Fotos: Anna Aigner und Gunnar Grandel
Gefördert von der Grätzloase