Nachbarschaft? Mal wird sie romantisch verklärt, mal als altmodisch und verstaubt abgetan. Von unterschiedlichsten Akteur*innen werden immer wieder Bilder von Nachbarschaft aufgegriffen und reproduziert, die mit Erwartungen überladen sind. Sie reproduzieren vereinfachte, normative und homogene Vorstellungen von Nachbarschaft als Gemeinschaft, von Nachbarschaft als Wert an sich. Auch wir als aktivistisches Kollektiv tragen solche Vorstellungen in uns. Deshalb haben wir uns vorgenommen, diese impliziten Vorstellungen in einem künstlerisch-wissenschaftlichen Experiment auf die Probe zu stellen und uns zu fragen: Was macht eine progressive Nachbarschaft aus?
Unser erklärtes Forschungsziel war es, subjektive, zukunftsgewandte und emanzipatorische Ansätze des Konstrukts Nachbarschaft zu ergründen. Wir finden, dass besondere Fragestellungen besondere Methoden erfordern – deshalb entwickelten wir in einem künstlerisch-wissenschaftlichen Prozess Forschungsapparate, die mit den Begriffen und der Ästhetik von Wissenschaftlichkeit spielen. Das ermöglichte den Forschungsgruppen in Berlin, Wien und Zürich eine Reflexion darüber, aus welcher Position das Konstrukt der Nachbarschaft untersucht und bewertet wird.
Schließlich entstanden in unseren raumstationären Labors sieben Extrakte progressiver Nachbarschaft. Diese sollen einschließen statt ausschließen, Widersprüche und unterschiedliche Raumansprüche aushalten – und müssen nicht immer kongruent sein. In der Ausstellung im MAGAZIN wollen wir unsere Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum zur Diskussion stellen.